Nein, wirklich nicht. Jedenfalls ist das, was Menschen normalerweise unter Protest verstehen einem Tier nicht möglich.

Ein Mensch meint z.B.:

„Ich bin mit einer Situation A nicht zufrieden.

Ich setze Mittel B ein, mit dem Ziel diese Situation zu ändern

oder um andere dazu zu bewegen eine Situation C herbeizuführen.“

Was setzt dieser Gedankengang tatsächlich für kognitive Leistungen voraus?

Die Erkenntnis, dass es möglich ist, durch ein gegenwärtiges Handeln die Situation in der Zukunft zu beeinflussen. Dies ist jedoch eine rein menschliche Errungenschaft. Ein Tier hat keine Vorstellung von der Zukunft. Dieses Abstraktionsvermögen besitzen Tiere nicht.

Wenn sich eine Katze in einer bestimmten Situation unwohl fühlt, kann es dazu führen, dass sie um Druck und Stress abzubauen Urin an Plätzen außerhalb ihrer gewohnten Katzentoilette absetzt. Man kann das aber eher mit einem bettnässenden Kind vergleichen als mit der zielgerichteten Protestaktion eines erwachsenen Menschen.

Um das noch einmal genauer zu beleuchten, muss man sich vor Augen führen, wie das Lernverhalten bei Katzen funktioniert: Alles was auf eine Handlung der Katze erfolgt, muss innerhalb eines Zeitrahmens von 1 bis maximal 2 Sekunden geschehen, damit die Katze es noch mit ihrer Handlung in Verbindung bringen kann.

Ein Beispiel: Eine Katze wetzt sich die Krallen an einem Sessel. Ihr Mensch will dies natürlich verhindern. Sie soll lernen, dass er das nicht will. Die Reaktion des Menschen darauf muss innerhalb von maximal 2 Sekunden erfolgen. Später kann die Katze keinen Zusammenhang mehr zwischen dem Krallenwetzen und der Reaktion des Menschen erkennen.

Warum ist diese Zeitspanne so gering?

Einer freilebenden Katze, die mit vielfältigen Gefahren (auch mit Fressfeinden) rechnen muss, bleibt unter Umständen nicht sehr viel Zeit, um zu entscheiden, ob eine Situation gefährlich ist oder nicht. Bruchteile von Sekunden entscheiden da oftmals über Leben oder Tod. Sie ist also gezwungen innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne zu lernen. Mehr an Zeit ist ihr da oft nicht gegeben.

Was heißt dies aber nun, wenn es nur ein so kurzer Zeitraum zwischen Ursache und Wirkung sein darf, in dem die Katze verschiedene Dinge, Personen und Handlungen miteinander in Verbindung bringen kann?

Das bedeutet letztendlich, dass ihr ein „Du hast was gemacht, das ich nicht mag und nun guck mal, was ich hier mit deinem Sofa mache…“ gar nicht möglich ist. Sie ist zum sogenannten Protestpinkeln gar nicht fähig.

Eine Katze, die von ihrer gewohnten Toilettenroutine abweicht, will nicht protestieren. Sie hat keine Vorstellung von dem, was sie auf eine besondere Weise geändert haben möchte. Sie hat ein massives (sehr oft gesundheitliches) Problem und findet keine andere Ausdrucksweise für ihr Unwohlsein.

Man könnte auch sagen, dass Menschen ihren Kummer durch Tränen ausdrücken – Katzen werden unsauber.

Hier finden Sie weitere Beiträge zum Thema Unsauberkeit:

Meine Katze ist unsauber! Warum macht sie das? (Teil 1)

Meine Katze ist unsauber! Warum macht sie das? (Teil 2)

Und hier noch ein Beitrag zum sogenannten Protestverhalten bei Katzen:
Protestverhalten bei Katzen?

Keine Katze pinkelt aus Protest! Über das sogenannte Protestpinkeln bei katzen